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Berliner NotizenBerliner NotizenBerliner NotizenMärz 2006
Berlin, Berlin – Berlin? „Neukölln ist New York.“ „Es gibt keinen schöneren Platz in Berlin als die Brücke, die vom Bahnhof Friedrichstraße über die Spree zum Schiffbauerdamm führt. Nirgendwo versprüht die Stadt, die so gerne Metropole wäre, ihren spröden Charme so intensiv. Nirgendwo ist Berlin mehr New York als in dieser ewig unfertig wirkenden Fußgängerüberführung, auf der man sich zwischen Stahlträgern und zum Gedröhn der S-Bahn den Weg über den Fluss sucht. Manchmal spielt ein Russe Saxofon gegen den Lärm der rumpelnden Züge an, manchmal eine Russin Akkordeon. Und da ist Berlin dann auf einmal nicht mehr New York, sondern Moskau, denn schließlich ist das hier der Osten, und der Osten ist gut, weil er schroff ist und Lieblichkeit sich nicht eignet für eine Stadt, die doch Metropole werden will.“ „An ein Detail ihrer Recherche rund um die Mulackstraße erinnert sie sich besonders gut: ‚Da habe ich 1992 eine Nacht im Karl-Liebknecht-Haus am Rosa-Luxemburg-Platz verbracht, bei der PDS. Der Pressesprecher hat mich eingeladen, Hanno Harnisch, der jetzt in Wolf Biermanns Wohnung lebt.‘ Seltsam sei das gewesen, das Haus habe nach Osten gerochen, die Möbel aber nach Westen – nach Ikea.“ „Wenn in Berlin irgendwas noch einigermaßen funktioniert, dann doch wohl die öffentlichen Verkehrsmittel. Die sind zwar scheißteuer, aber man kann sich wenigstens darauf verlassen, relativ flott durch die Stadt zu kommen.“ „Wir stehen auf dem Platz und wollen die Spiele gewinnen.“ „Erster Schritt ist, mal wieder ein Spiel zu gewinnen.“ „Im Olympiastadion wird das Recht auf freie Meinungsäußerung außer Kraft gesetzt. Der Ordnungsdienst nimmt den Fans selbst harmlose Spruchbänder ab, ebenso Flugblätter. Viele befürchten, dass es für die Kritiker sogar Stadionverbote gibt.“ Wir können „nur Fans gebrauchen, die den Verein unterstützen, die anderen werden ausgegrenzt“. „Fans lassen sich nicht abschalten.“ „Hoeneß‘ Fehler legendär – Schuld sind andere, nur nicht er.“ „Berliner sollen noch netter werden.“ „Ich vermisse Berlin, meine Freunde, meinen Lebensstandard. Das Leben in Deutschland ist viel sicherer. Ich hatte viel mehr Zeit. Mehr soziale Kontakte. Hier geht es nur ums Geld. Ums Überleben.“ „Berlin ist ja eine eckige Stadt. Nichts zum Knuddeln und schnellen Liebhaben. Darum mag ich sie so. Ich bin ein Kind des Ruhrgebiets, zu viel Schönheit vertrage ich nicht. „Wer hat das Zeugs zum Hauptstädter ?“, fragte die „Berliner Zeitung“ am 27. März und veröffentlichte einen Fragebogen mit 100 Fragen als Ironie auf die hessischen Vorgaben, wer Deutscher werden dürfe. Zehn von Hundert: 7. In welchem Bezirk werden die meisten Kinder geboren? An den Antworten knackten auch Berliner Politiker. Sie sind: 7. Absolut gesehen ist Pankow der geburtenreichste Bezirk Berlins … „Kurz und gut: Die rbb-Abendschau ist die reine Wahrheit. Sie zeigt das großartige Berlin, so beeindruckend provinziell, langsam und beige wie es ist.“ Copyright für das Foto: Klaus-Roland Schulz, 12587 Berlin
Zu guter Letzt Es ist Dienstag, 14. März. Vor dem Haus der Friedrich-Ebert-Stiftung rollen kaum hörbar zwei schwarze großvolumige Mercedes mit der Diplomatennummer 0 vor. An dem ersten Wagen prangt der Stander der Republik Kirgisistan. Doktor Alikbek Dzhekshenkulov, Außenminister des Staates, steigt aus dem Wagen, knöpft seinen gut sitzenden dunkelblauen Zweireiher zu und geht auf das Haus der Stiftung zu. Dem gegenüber liegt die Botschaft der Vereinigten Arabischen Emirate im maurischen Baustil. Das Nebenhaus, wie ein stilisierter roter Leuchtturm gebaut, ist die Vertretung des Stadtstaates Bremen beim Bund. Der Ministermercedes wird einige Meter gefahren. Er steht zunächst zwischen Botschaft und Vertretung in der zweiten Reihe der zu der Zeit unbefahrenen Straße. Der kirgisische Fahrer entsteigt der Kalesche und zieht den Stander ab. Den legt er behutsam in den Kofferraum. In diesem Moment stürzt aus dem Eingangshäuschen vor der Botschaft der Emirate ein Schwarzer von einer privaten Bewachungsfirma. In Berliner Art und dem heimischen Dialekt raunzt er: „Hier wird nicht gehalten. Sofort weiter fahren.“
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